Mittwoch, 30. Oktober 2013

Haaatschiii. (laute Benjamin-Blümchen-Geräusche)
Ich bin krank. Vom lesen kriege ich Kopfweh, mache es aber trotzdem. Vom auf den Laptop gucken auch, daher mache ich es einfach nicht mehr.
Aber zumindest einen kurzen Lesetipp gibt es noch: Aus irgendeinem Grund musste ich heute an die Liebesgeschichte von Christine Westermann im SZ-Magazin denken. Beim Ende könnte ich jedes Mal heulen...

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Schweres Erbe

Ich habe eines der ältesten Bücher in meinem (zugegebenermaßen noch recht jungen) Bücherregal hervorgeholt. Und stimme heute einen Lobgesang auf die kleinen Buchläden der Republik an. Denn in einem dieser kleinen Geschäfte habe ich vor mehr als zehn Jahren Denn du trägst meinen Namen entdeckt. Ein Buch, das ohne eine gute Buchhändlerin bestimmt nie in meinem Regal gelandet wäre.
Natürlich sind Amazon und andere Onlinehändler super bequem. Natürlich ist auch ein großer Buchhandel wie Thalia ein toller Ort zum stöbern. Ich kaufe meine Bücher überall und ich bin eh froh über jedes Buch, das verkauft wird, egal wo. Aber diese kleinen, feinen Buchläden sind meist die Orte, an denen man die besonderen Geschichten entdeckt. Denn sie sind das Zuhause von begeisterten Buchhändlern.
Denn du trägst meinen Namen habe ich damals gekauft, obwohl ich lieber einen Roman wollte. Obwohl ich gar keine Lust hatte, mich mit der NS-Zeit zu beschäftigen. Doch den Kauf habe ich nie bereut.
Die Handlung
1959 hat Norbert Lebert mit den Kindern führender Nazis gesprochen, hat ihr Leben mehr als zehn Jahre nach dem Krieg geschildert. 40 Jahre später macht sich sein Sohn Stephan auf den Weg diese Menschen ein zweites Mal zu treffen. Denn du trägst meinen Namen verbindet beide Teile der Geschichte.

Meine Sicht
Heß, Göring, Himmler - alles Namen, die heute mit unfassbarem Grauen assoziiert werden. Doch wie ist es, einen dieser Namen zu tragen? Und wie geht man damit um, wenn der zu Hause so liebevolle und lustige Vater, den Tod tausender Menschen zu verantworten hat? Es sind schwierige Fragen, denen Stephan Lebert versucht mit seinem Buch nachzugehen. Und das macht er sehr gut.
Neben den vielen interessanten Fakten, die man über das Leben der „Nazi-Kinder“ erfährt, webt Stephan Lebert auch immer wieder Gedanken und Geschichten über seinen eigenen Vater ein. Es ist also nicht nur ein Buch über die NS-Zeit, sondern auch ein Buch über die Familie. Und darüber wie viel Einfluss unser Erbe auf uns hat, ob wir das nun wollen oder nicht.

Als Geschenk für: Jeden, der sich auch nur ein bisschen für Geschichte interessiert
Lern/Unterhaltungsfaktor: 8 von 10

Mittwoch, 16. Oktober 2013

Sahnetorte in Buchform

Der Abschied vom Sommer ist mir dieses Jahr recht schwer gefallen. Vielleicht weil es ein besonders schöner Sommer war. Aber eigentlich mag ich den Herbst sehr gern: durch buntes Laub laufen, kleinen Kindern beim Kastanien sammeln zusehen, mit Kapuzenpulli und Schal durch den Stadtpark schlendern. Wieder dicke Wollsocken, wame Suppen und kuschlige Decken. Und endlich wieder den halben Sonntag auf dem Sofa liegen, mit einer Tasse Tee und einem guten Buch. Er lädt zur Gemütlichkeit ein, dieser Herbst. Und diese Einladung nehme ich sehr gerne an.

Handlung
Perfekt für solch gemütliche Herbsttage ist Miss Pettigrews großer Tag von Winifred Watson. In dem sehr lustigen kleinen Roman ist die arme, unscheinbare Miss Pettigrew im London der 30er Jahre auf der Suche nach einer neuen Stelle als Gouvernante. Durch Zufall landet sie bei der Nachtclubsängerin Delysia LaFosse und findet sich plötzlich in einem Leben voller Liebhaber, Alkohol und Negligés wieder. Anstatt pikiert das Weite zu suchen, mischt die "alte Jungfer" kräftigt mit. Ein Tag reicht aus, um ihr ganzes Leben zu verändern.


Meine Sicht
Miss Pettigrews großer Tag ist bereits 1938 erschienen, wurde aber 2009 zusammen mit einigen anderen Büchern aus den 30er Jahren neu aufgelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne die Empfehlung des Buchhändlers meines Vertrauens (wer mal in Berlin ist, sollte unbedingt vorbeischauen) zugegriffen hätte. Meine Angst vor schlechtem Kitsch ist groß, aber in diesem Fall völlig unbegründet. Das Buch ist wirklich wunderbar, es ist eine klassische Screwball-Komödie: sehr dialoglastig, temporeich, voller Wortwitz und skuriler Typen. Leider ist es viel zu schnell ausgelesen, aber für ein oder zwei gemütliche Sonntage auf dem Sofa sollte es reichen.

Als Geschenk für: Ja doch, mal wieder ein Frauenbuch. Verdammt, immer diese Klischees
Wohlfühlfaktor: 10 von 10
Auf der Leinwand: Miss Pettigrew gibt es auch als Film, wenn auch ordentlich an der Handlung gedreht wurde. Soll ganz gut sein, wahrscheinlich ebenso perfekt für gemütliche Sonntage.
Verwandte Seelen: Stich ins Wespennest von D.E. Stevenson (fand ich aber nicht ganz so gut wie Miss Pettigrew)

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Alle Jahre wieder

http://www.illustrationsautomat.de/2011/08/der-illustrationsautomat/
Es ist mal wieder soweit, in Frankfurt ist Buchmesse. Für zumindest fünf Tage sind Bücher überall das großeThema. Deswegen gibt's hier diese Woche eine kleine Klicksammlung rund um die Buchmesse. Und ja, ich bin ein bisschen spät dran, es war eine dieser Wochen... Aber sie ist ja fast geschafft.

Das Deutschlandradio hat einen sehr schönen Blog zur Buchmesse eingerichtet.
Bei Zeit Online plaudert Ijoma Mangold ein bisschen aus dem Nähkästchen.Verrückte Verlagswelt.
Hier bin ich sehr gespannt, was bis Sonntag noch so kommt.
Allein wegen des Illumats lohnt sich ein Besuch der Buchmesse.
Interessanter Hintergrundartikel zum Gastland Brasilien.
Und auf was Bücherwürmer in Sachen Mode stehen, erfährt man hier.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Durch die Nacht mit Gruber


Ich bin mir nicht sicher, ob es eine neue Erscheinung ist, aber ich muss immer öfter ein paar Hindernisse überwinden bevor ich wirklich mit einem Roman beginnen kann. Hindernisse in Form von vorangestellten Zitaten. Eigentlich eine nette Sache. Manchmal haben diese Zitate sogar etwas mit dem Buch zu tun. Oft zeigen sie nur wie unglaublich gebildet der Autor doch ist. Ich finde das ok. Schließlich sind viele Schriftsteller sehr belesen und wann hat man im normalen Leben schon mal die Chance eine Stelle aus Proust zu zitieren.
Nervig wird es nur, wenn der Autor sich nicht entscheiden konnte (oder aber ganz furchtbar schlau ist) und gleich zwei oder drei Zitate vor die erste richtige Seite klatscht. Tut mir leid, aber das ist einfach zu viel des Guten.

Doris Knecht kommt in Gruber geht ganz ohne einleitendes Zitat aus. Dafür liefert sie am Ende des Buches eine sehr tolle Danksagung: „Großer Dank an all meine Freundinnen und Freunde, die mich großzügig mit Informationen versorgten und mich in ihre Leben schauen ließen: auch dahin, wo es weh tat.“ Falls ich mal einen Roman schreiben sollte, würde ich mir die gerne von ihr borgen.

Handlung
Gruber hat Geld wie Heu, immer wieder Frauen für eine Nacht in seinem stylischen Loft und einen Porsche. Sein Leben ist oberflächlich und er genießt es in vollen Zügen. Erst ein Hirntumor bringt ihn zum Umdenken. Aber nicht so eat-pray-love-mäßig, sondern auf Gruber-Art. Mit Wodka-Tonic statt Yoga und Sex statt Meditation.
    
Meine Sicht
Doris Knecht hat einen Schreibstil, der mir unglaublich gut gefällt. Das Buch verliert seine Leichtigkeit nie und das, wo die Geschichte immer wieder die ganz großen Themen streift. Obwohl Gruber gerade zu Beginn des Buches alles andere als ein Sympathieträger ist, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten mich in den Roman reinzufinden. Die Geschichte ist witzig und schafft es scheinbar ganz nebenbei ein paar Dinge wieder in Relation zu rücken. Und Frau Knecht hat eine sehr präzise Art, Charaktere zu schildern ohne dabei in die Klischeeschublade zu greifen.

Als Geschenk für: alle, die zu viel arbeiten
Unterhaltungsfaktor: 8 von 10
Knecht-Sprache: „Wenn Gruber denn etwas Derartiges wie kurze Ärmel überhaupt je tragen würde, was, außer auf dem Land oder am Strand, sowieso nicht in Frage kommt. Na gut, abgesehen von Polos. Aber nie T-Shirts. Und niemals ein Kurzarm-Hemd, Gruber stellt es jedes Mal die Haare auf, wenn er so einen Bürospießer im Kurzärmligen sieht, im schlimmsten Fall auch noch mit Krawatte. Unterirdisch. Stil ist, so Gruber zu jedem, den es interessiert, keine Frage der Außentemperatur.“  
Noch mehr Knecht: Gibt es wöchentlich hier