Mittwoch, 28. August 2013

Pause

Endlich Urlaub! Naja, fast zumindest. Nächste Woche ist es soweit, 14 Tage frei. Und auch hier wird eine Pause eingelegt. Heute gibt es noch meinen Bücherstapel für den Urlaub.

Wolfgang Herrndorf "Tschick" 
Das kommt für meine Reisebegleitung mit in den Koffer. Ein unglaublich tolles Buch, das ich wirklich jedem sehr ans Herz lege. "Am Schluss, nach 253 Seiten, bleibt man ganz still sitzen, weil man fürchtet, der Zauber, der der Geschichte innewohnt, könne allzu schnell verfliegen." So beschreibt Christine Westermann "Tschick". Vielleicht lese ich es auch noch einmal.

Joachim Meyerhoff "Alle Toten fliegen hoch Amerika"
Der erste Roman von Joachim Meyerhoff über seine Jugend. Ich habe bereits die ersten paar Seiten gelesen und freu mich schon sehr auf den Rest.

Baedeker "Andalusien"
Der Reiseführer bekommt bisher keine besonders gute Kritik, auf den Urlaub freue ich mich trotzdem wie bolle!!

Sara Gran "Die Stadt der Toten" 
Ein Krimi muss mindestens sein. Der hier hat den deutschen Krimipreis gewonnen und ist der Auftakt zu einer Serie. Falls es mit mir und der besten Detektivin der Welt klappt, kann ich mich also auf noch mehr Geschichten von ihr freuen. Claire DeWitt ist offiziell geisteskrank und wird engagiert um in New Orleans das Verschwinden eines berühmten Staatsanwalts aufzuklären. Hier findet ihr eine ausführliche Kritik.

Aimee Bender "Die besondere Traurigkeit von Zitronenkuchen"
Der Zufallskauf des Stapels. Hat mich in der wunderbaren Buchhandlung Stories! angelacht und darf mit in den Urlaub. Es geht um ein Mädchen, das beim essen die Gefühle der Köche erkennen kann. Klingt verrückt, aber die erste Seite hat mich überzeugt. Mal sehen, was ich nach der Lektüre sage.

Wolfgang Herrndorf "Sand"
Die Nachricht vom Tod des Autors hat mich sehr traurig gemacht. Für den Urlaub hatte ich schon lange geplant seinen Roman "Sand" endlich zu lesen. Für alle, die ihn noch nicht kennen: Hier findet sich der Blog von Herrndorf, in dem er offen und sehr berührend über seinen Gehirntumor gesprochen hat.

Mittwoch, 21. August 2013

Gefangen in Zahlen


Hab' ich das Bügeleisen ausgeschaltet? Und den Herd? Habe ich eigentlich die Wohnungstür abgeschlossen? Und die Balkontür zugemacht? Unzählige Male stand ich schon am Fuß der Treppe und war kurz davor, die 92 Stufen wieder hochzulaufen. Aber ich zwinge mich immer ganz brav weiterzugehen, schließlich wird aus dem wiederholten Überprüfen der Tür oder des Bügeleisens schnell eine kleine Zwangsneurose. Und das muss ja nicht sein. Obwohl Zwänge, wenn man dem wunderbaren Buch Tausend kleine Schritte von Toni Jordan glauben will, auch ihre komischen Seiten haben.

Handlung
Grace Lisa Vandenburg kann nicht einfach in ein Restaurant gehen und irgendetwas bestellen. Sie braucht ein System und so ordert sie zum Beispiel das erste Gericht in der Karte oder geht alphabetisch vor. Auch die Bisse, mit denen sie isst, sind nicht wahllos, sondern richten sich nach der Anzahl der Buchstaben, die der Kellner zur Begrüßung gesagt hat.
Grace zählt. Und zwar alles in ihrem Leben, egal ob Erbsen auf ihrem Teller oder Zahnbürsten in ihrem Schrank. Sie braucht ein perfekt einstudiertes System, um ihr Leben im Gleichgewicht zu halten. Bis sie sich verliebt.

Meine Sicht
In dem Debütroman von Toni Jordan kann man einiges lernen. Über Zahlen, den Erfinder Nikola Tesla (Grace großen Schwarm) und über die Länge von Zeige- und Mittelfinger. Auch habe ich viel gelacht, denn Grace ist sehr witzig, sehr sarkastisch, auch oder gerade gegen sich selbst und ihre Zählerei. Trotz der Tatsache, dass sie ein komplett "unnormales" Leben führt, sind ihre Entscheidungen meist gut nachzuvollziehen. Schließlich folgen sie immer einem rein logischen Muster.
Seamus lernt Grace kennen, weil sie ihm im Supermarkt eine Banane klaut um die Ordnung in ihrem Einkaufskorb aufrechtzuerhalten. Die beiden verlieben sich. Doch wie passt der witzige, liebenswürdige Ire in das komplizierte System?

 "Ohne Zahlen wäre die Welt zu groß und zu austauschbar. Eine endlose Leere. Ich wäre immerzu orientierungslos. Ich wäre überwältigt." Aber Grace, so ist nunmal das Leben, habe ich an dieser Stelle gedacht. Für uns alle fühlt es sich manchmal so an, orientierungslos und überwältigend. Aber gleichzeitig auch voller Freude und überraschendem Glück. Um sich genau das mal wieder bewusst zu machen, ist dieses Buch perfekt. Aber auch um mal wieder richtig laut zu lachen. Oder ein bisschen vor Rührung zu weinen. 

Als Geschenk für: Mathematiker, gute Freunde und humorvolle Romantiker. Und natürlich als versteckte Warnung für alle Zwangsneurotiker
Unterhaltungsfaktor: 8 von 10
Einblick in die Grace-Welt: "Die Bedienung schenkt den Tee ein. Und wann soll ich trinken? Jetzt? Oder nach jedem zweiten Bissen? Und wie viele Bissen brauche ich für eine Teigtasche? 10 wären lächerlich kleine Stücke. Selbst 5 wären unangemessen…"
Was lernen wir dadurch: Was immer hilft, ist die Liebe. Gott, wie klischeehaft. Und wie abgedroschen. Aber auch wahr.

Mittwoch, 14. August 2013

Gegen die Routine

teacoffeebooks.tumblr.com

Damit hier keine Langeweile aufkommt, gibt es diesen Mittwoch mal kein neues Buch. Sondern eine kleine Linkliste rund um's Buch. Und ja, irgendwie hängt die neuste Rezension halbfertig auf meinem Desktop rum und weigert sich fertig zu werden. Aber ich werde sie überzeugen, versprochen!
 
Bis dahin sind hier meine liebsten Bücherlinks: 
Schöne Bücher brauchen ein schönes Zuhause
Denn manchmal sind Büchercover nicht furchtbar, sondern richtig einladend
Bücher machen Menschen attraktiv. Noch attraktiver.
Und wir Bücherwürmer haben im Netz richtig große Fans
Das Ganze gibt's auch als Tasse
Sogar in New York wird gelesen
Bei mindestens 20 Punkten stimme ich voll und ganz zu

Mittwoch, 7. August 2013

Süchtig.



Wie gut, dass ich nicht allein lebe/regelmäßige Termine/noch genug Selbstachtung habe, um nicht schon zum Frühstück Pizza zu bestellen. Denn sonst könnte es passieren, dass ich meine gesamte Zeit lesend auf dem Sofa verbringe. Ohne Frischluft/ohne reale Menschen/ohne gesundes Essen. Aber ich würde nicht nur lesen, zur Entspannung würde ich auch mal eine TV-Serie einschieben.
Ich schaue gerne Serien. Diese Sucht nach der nächsten Folge hat gewisse Parallelen zu meiner Sucht nach der nächsten Seite, dem nächsten Buch. Serien packen mich schnell, da falle ich immer wieder auf die gleichen Maschen rein. Ein bisschen wie im Supermarkt mit den Süßigkeiten an der Kasse. Ja, die stehen da um mich Verbraucher zu verführen und ja, ich sollte so erwachsen/vernünftig/clever sein und nicht zugreifen. Aber naja, ich kaufe trotzdem immer wieder Duplo oder Kinder Riegel. Und ich sehe immer wieder eine Folge Gute Zeiten, Schlechte Zeiten nur weil ich gestern aus Versehen die letzten fünf Minuten geschaut habe und jetzt unbedingt wissen muss wie es weitergeht. Blöder Cliffhanger.

Doch es gibt natürlich auch die guten Serien, bei denen ich jede neue Folge genieße und für 24 bis 60 Minuten nicht mehr ansprechbar bin. Die sich nicht nach blöder Sucht, sondern nach purem Genuss anfühlen (Im Moment gerade diese hier und diese). Und natürlich gibt es so etwas wie die Krönung meiner zwei Leidenschaften: Buch-Serien. Hach. Es fing mit Hanni und Nanni an, dann kamen ein paar Jahre mit Harry Potter und heute sind es meist Krimi-Reihen, die mich zum Buchhändler rennen lassen. Da gibt es trinkende Skandinavier und hartgesottene Amerikanerinnen. Aber am liebsten ist mir ein seltsamer Franzose. 

Handlung
Acht Bücher über Kommissar Adamsberg gibt es inzwischen. Und ich beneide jeden, der dieses Vergnügen noch vor sich hat. Denn es sind ganz besondere Bücher. Fred Vargas, die angeblich meistgelesene Autorin Frankreichs, schreibt Kriminalromane, die so komplett anders sind als andere Krimis. Und das liegt neben der ganz besonderen Sprache an den unverwechselbaren Charakteren:
Jean-Baptiste Adamsberg, der Wolkenschaufler ohne Angst. Der Kommissar löst seine Fälle auf oft ungewöhnliche Art – durch Intuition und Erfahrung, lange Gespräche, noch längere Spaziergänge, viele Kritzeleien und ohne sich durch Fakten aufhalten zu lassen. Adamsberg ist schwer zu fassen, manchmal auch für sich selbst. Und erst recht für die Frauen. 
Adrien Danglard, sein Stellvertreter, bildet einen klassischen Gegenpol zum Träumer Adamsberg. Danglard ist das lebende Lexikon, es gibt nichts was der alleinerziehende Vater von fünf Kindern nicht weiß. Leider liebt er den Weißwein etwas zu sehr. Doch ist es für den bekennenden Rationalisten vielleicht nur so möglich, die vollkommen Logik-freien Ermittlungen seines Chefs zu überleben. 
Neben diesen beiden finden sich in der Mordbrigade des 13. Pariser Arrondissements unter anderem noch Lieutenant Violette Retancourt, die stärkste Frau der Welt, und Lieutenant Veyrenc,der gerne in Alexandrinern spricht und damit selbst in dieser besonderen Runde auffällt. Und dann ist da noch Camille, Adamsbergs große Liebe. Was natürlich einfacher klingt als es ist. 

Meine Sicht 
Es ist eine kleine Zauberwelt, diese Brigade, sie alle haben etwas poetisch Erhabenes, selbst in ihren ganz schwachen Momenten. Es sind Bücher, die ich immer und immer wieder lesen kann. Denn die Fälle sind oft so kompliziert und verschachtelt, dass ich seit dem letzten Mal vieles wieder vergessen habe. Und die Sprache ist immer wieder ein Genuss. 

Als Geschenk für: Paris-Fans, Krimi-Fans, Jeden mit Verständnis für das Besondere 
Spannungsfaktor: 9 von 10 
Typisch Vargas: "Bevor er schlafen ging, blieb Danglard vor dem Telefon stehen und zögerte, ob er Adamsberg Bescheid geben sollte. Camille verraten oder Adamsberg verraten. Er meditierte eine ganze Weile vor dem düsteren Tor dieser Alternative." (Fliehe weit und schnell, Seite 280) 
Abseits der Verbrecherjagd: Sie kann nicht nur Krimis schreiben sondern auch die Welt erklären. In dem wunderbaren „kleinen“ Bändchen Vom Sinn des Lebens, der Liebe und dem Aufräumen von Schränken. Wenn ich irgendwann mal einen richtig genialen Tag habe, werde ich versuchen etwas über dieses Buch zu schreiben.  
Beginn der Serie: Fred Vargas, Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord