Mittwoch, 7. August 2013

Süchtig.



Wie gut, dass ich nicht allein lebe/regelmäßige Termine/noch genug Selbstachtung habe, um nicht schon zum Frühstück Pizza zu bestellen. Denn sonst könnte es passieren, dass ich meine gesamte Zeit lesend auf dem Sofa verbringe. Ohne Frischluft/ohne reale Menschen/ohne gesundes Essen. Aber ich würde nicht nur lesen, zur Entspannung würde ich auch mal eine TV-Serie einschieben.
Ich schaue gerne Serien. Diese Sucht nach der nächsten Folge hat gewisse Parallelen zu meiner Sucht nach der nächsten Seite, dem nächsten Buch. Serien packen mich schnell, da falle ich immer wieder auf die gleichen Maschen rein. Ein bisschen wie im Supermarkt mit den Süßigkeiten an der Kasse. Ja, die stehen da um mich Verbraucher zu verführen und ja, ich sollte so erwachsen/vernünftig/clever sein und nicht zugreifen. Aber naja, ich kaufe trotzdem immer wieder Duplo oder Kinder Riegel. Und ich sehe immer wieder eine Folge Gute Zeiten, Schlechte Zeiten nur weil ich gestern aus Versehen die letzten fünf Minuten geschaut habe und jetzt unbedingt wissen muss wie es weitergeht. Blöder Cliffhanger.

Doch es gibt natürlich auch die guten Serien, bei denen ich jede neue Folge genieße und für 24 bis 60 Minuten nicht mehr ansprechbar bin. Die sich nicht nach blöder Sucht, sondern nach purem Genuss anfühlen (Im Moment gerade diese hier und diese). Und natürlich gibt es so etwas wie die Krönung meiner zwei Leidenschaften: Buch-Serien. Hach. Es fing mit Hanni und Nanni an, dann kamen ein paar Jahre mit Harry Potter und heute sind es meist Krimi-Reihen, die mich zum Buchhändler rennen lassen. Da gibt es trinkende Skandinavier und hartgesottene Amerikanerinnen. Aber am liebsten ist mir ein seltsamer Franzose. 

Handlung
Acht Bücher über Kommissar Adamsberg gibt es inzwischen. Und ich beneide jeden, der dieses Vergnügen noch vor sich hat. Denn es sind ganz besondere Bücher. Fred Vargas, die angeblich meistgelesene Autorin Frankreichs, schreibt Kriminalromane, die so komplett anders sind als andere Krimis. Und das liegt neben der ganz besonderen Sprache an den unverwechselbaren Charakteren:
Jean-Baptiste Adamsberg, der Wolkenschaufler ohne Angst. Der Kommissar löst seine Fälle auf oft ungewöhnliche Art – durch Intuition und Erfahrung, lange Gespräche, noch längere Spaziergänge, viele Kritzeleien und ohne sich durch Fakten aufhalten zu lassen. Adamsberg ist schwer zu fassen, manchmal auch für sich selbst. Und erst recht für die Frauen. 
Adrien Danglard, sein Stellvertreter, bildet einen klassischen Gegenpol zum Träumer Adamsberg. Danglard ist das lebende Lexikon, es gibt nichts was der alleinerziehende Vater von fünf Kindern nicht weiß. Leider liebt er den Weißwein etwas zu sehr. Doch ist es für den bekennenden Rationalisten vielleicht nur so möglich, die vollkommen Logik-freien Ermittlungen seines Chefs zu überleben. 
Neben diesen beiden finden sich in der Mordbrigade des 13. Pariser Arrondissements unter anderem noch Lieutenant Violette Retancourt, die stärkste Frau der Welt, und Lieutenant Veyrenc,der gerne in Alexandrinern spricht und damit selbst in dieser besonderen Runde auffällt. Und dann ist da noch Camille, Adamsbergs große Liebe. Was natürlich einfacher klingt als es ist. 

Meine Sicht 
Es ist eine kleine Zauberwelt, diese Brigade, sie alle haben etwas poetisch Erhabenes, selbst in ihren ganz schwachen Momenten. Es sind Bücher, die ich immer und immer wieder lesen kann. Denn die Fälle sind oft so kompliziert und verschachtelt, dass ich seit dem letzten Mal vieles wieder vergessen habe. Und die Sprache ist immer wieder ein Genuss. 

Als Geschenk für: Paris-Fans, Krimi-Fans, Jeden mit Verständnis für das Besondere 
Spannungsfaktor: 9 von 10 
Typisch Vargas: "Bevor er schlafen ging, blieb Danglard vor dem Telefon stehen und zögerte, ob er Adamsberg Bescheid geben sollte. Camille verraten oder Adamsberg verraten. Er meditierte eine ganze Weile vor dem düsteren Tor dieser Alternative." (Fliehe weit und schnell, Seite 280) 
Abseits der Verbrecherjagd: Sie kann nicht nur Krimis schreiben sondern auch die Welt erklären. In dem wunderbaren „kleinen“ Bändchen Vom Sinn des Lebens, der Liebe und dem Aufräumen von Schränken. Wenn ich irgendwann mal einen richtig genialen Tag habe, werde ich versuchen etwas über dieses Buch zu schreiben.  
Beginn der Serie: Fred Vargas, Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord

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