Manchmal frage ich mich, was für Menschen in den Verlagen
eigentlich für die Buchcover zuständig sind. Wenn ich mich in der U-Bahn für
mein Buch schämen muss, weil der eigentlich gute Roman sich hinter einem Cover
versteckt, das ganz laut „Ich-bin-Frauen-Kitsch“ ruft, dann bin ich kurz davor
mir so eine Stoffhülle zuzulegen. Andererseits, wenn ich in der U-Bahn Menschen
sehe, die ihre Bücher hinter so einer Stoffhülle verstecken, gehe ich direkt
davon aus, dass sie Shades of Grey lesen. Oder
10 Tipps zum Männer fangen. Oder noch Schlimmeres.
Rubinrotes Herz, Eisblaue See ist so ein Buch, das ich
lieber auf dem Sofa als in der Öffentlichkeit gelesen habe. Ich habe es schon
zweimal verschenkt und jedes Mal noch während des Auspackens laut gerufen "bitte, bitte nicht auf's Cover achten". Es ist kein
Frauen-Schund und auch nicht kitschig. Versprochen. Und ja, der Titel klingt
auch nicht gerade verlockend…
Kitschiges Cover in kitschiger Umgebung |
Handlung
Florine wächst an der Küste Maines auf, ihr Vater ist
Hummerfischer und ihre Großmutter die von allen geliebte Dorf-Älteste. Ihre
Mutter Carlie ist anders als die anderen Mütter – und verschwindet als Florine
elf Jahre alt ist von einem Tag auf den anderen. Das Mädchen weigert sich ein Leben ohne ihre Mutter zu
akzeptieren. Doch auch sie kann die Zeit nicht einfach anhalten.
Meine Sicht
Ich wollte schon seit Jahren einmal nach Maine, an die
Ostküste der USA reisen. Durch einige tolle Bücher, die dort spielen (und eine Jugendbuchreihe, für die ich mich inzwischen ein wenig schäme), verliebte ich
mich in die noch nie gesehene Schärenküste. Im letzten Jahr war ich dann
endlich dort. Und es war genauso wunderbar wie erwartet. Die kleinen
Fischerdörfchen, die vom Meer gezeichneten Holzhäuser und natürlich der
unglaublich leckere Hummer.
Auch Rubinrotes Herz, Eisblaue See spielt in so einem
kleinen, verschlafenen Dörfchen, indem jeder jeden kennt und nur wenig unentdeckt bleibt. Die Dorfgemeinschaft wird sehr liebevoll geschildert und man möchte zu gerne einmal mit Florines bester Freundin bowlen oder mit ihrem Vater und den anderen Fischern auf's Meer hinausfahren. Das Buch
begleitet Florine von ihrem zwölften bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr. Sie
kommt in die Pubertät, verliebt sich, fragt sich, was sie mit ihrem Leben
anfangen soll. Und lernt mit Verlusten umzugehen. Der Roman ist gut
geschrieben, mit tollen Dialogen, teilweise habe ich laut gelacht. Zum Beispiel an dieser Stelle: „Im
März wurde ein Mädchen auf dem Schulflur verrückt. Ich war es nicht.“
Als Geschenk für: Mama, Freundinnen, Tanten (ja, auch wenn’s
kein „Frauen-Kitsch“ ist, ist es doch eher ein Buch für Frauen)
Spannungsfaktor: 7 von 10
Wahrer Satz: „Ach, Florine“, seufzte Grand. „Warum musst du
nur immerzu kämpfen?“
Verliebt in: Bud, Florines besten Freund. Wunderbar schweigsamer Kerl und genau das, was eine pubertierende 13-Jährige braucht.
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